Nahid Haidari

«Refugee Power Ladies»

Das Frauenprojekt «Refugee Power Ladies» ist ein Treffangebot für junge geflüchtete Frauen. 1 Dabei organisieren geflüchteten Frauen das Treffangebot für geflüchteten Frauen. Die Teilnehmerinnen haben verschiedenen Nationalitäten: Afghanistan, Irak, Eritrea, Syrien und Türkei. In den regelmässigen Treffen haben sich die beteiligten Frauen gegenseitig kennengelernt und sich unterstützt.

Durch das niederschwellige Angebot und die informellen Lernmöglichkeiten erkennen die Teilnehmerinnen ihre Fähigkeiten und Potenziale, stärken den Zusammenhalt und werden selbstbestimmter. Sie beteiligen sich durch die gemeinsamen Treffen und den Austausch untereinander vermehrt in lokalen Vereinen an Veranstaltungen. vernetzen sich interkulturell und schaffen gegenseitiges Vertrauen. Denn nicht alle Menschen haben den gleichen Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen und staatlichen Leistungen und haben die gleichen Chancen gleichberechtigt an politischer und ökonomischer Macht teilzuhaben. Durch solche Projekte werden Türen zumindest einen Spalt geöffnet, welche sonst für geflüchtete Frauen verschlossen bleiben. Die beteiligten Frauen werden ermutigt und ermächtigt am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Es hat sich gezeigt, dass es für die Teilnehmerinnen wichtig ist, unabhängig und ausserhalb ihrer vier Wände gemeinsame Aktivitäten durchzuführen, Räume zu erhalten und dadurch ihr Potenzial auszuschöpfen. Mit jeweils über sechzig Teilnehmerinnen zeigt sich deutlich, dass eine grosse Nachfrage für solche frauenspezifischen Treffpunkte besteht.

Beispiele der Umsetzungsphase

In der Umsetzungsphase haben sich zuerst acht Frauen aus verschiedenen Ländern, die durch «Mund-zu-Mund-Propaganda» zusammengefunden haben, zu einer Gruppe zusammengeschlossen, welche die Treffen mitorganisiert haben. Sie haben sich jeweils für die Vorbereitung, die Durchführung sowie die Nachbearbeitung der Frauennachmittage via Zoom getroffen und sich im gemeinsamen Gruppenchat ausgetauscht. Dialog und Partizipation waren dabei zentral und in verschiedenen Etappen wurden der Projektname, das neue Logo, der neue Slogan sowie die neue E-Mailadresse für das Projekt entworfen und ausgewählt. Dabei koordinierte die Projektleiterin, Nahid Haidari, die Austauschsitzungen und schickte die Traktanden und Pendenzenlisten sowie die Terminvorschläge für die nächsten Vorbereitungssitzungen an die acht Mitorganisatorinnen. Zudem moderierte die Projektleitung die Sitzungen und protokollierte die wichtigsten Beschlüsse und kontrollierte die Einhaltung der Abgabefristen.

Schlittschuhlaufen und «eigenen» Traditionen

Der erste Frauennachmittag fand in Kooperation mit dem Verein «Ort für Frauen (OFF)» in Zürich statt. Das OFF-Haus bietet sehr viel Platz für die Kinderbetreuung, die Diskussion in kleinen Gruppen und die Vorbereitung der Verpflegung. Die geflüchteten Frauen äusserten den Wunsch, gemeinsam zum OFF-Haus zu fahren. Daraufhin entschied die Organisatorinnen, verschiedene Treffpunkte mit den Teilnehmerinnen abzumachen. So konnten sich die Frauen unterwegs austauschen, sich besser kennenlernen und pünktlich ankommen. Es wurde im Vorfeld kommuniziert, dass alle ihre Essensspezialitäten für ein «Culture Sharing» mitnehmen können. Es gab viele verschiedene Köstlichkeiten aus unterschiedlichen Regionen und die Frauen waren von Anfang am Prozess beteiligt. Die Organisatorinnen bereiteten mit Hilfe der Teilnehmerinnen die Verpflegung im Raum vor. Danach koordinierte sie die Diskussion in kleinen Gruppen über das Leben in der Schweiz und die «eigene» Tradition und notierte die Ergebnisse auf Flipcharts. Danach gingen alle mit dem öffentlichen Verkehr zum Dolder, der grössten Kunsteisbahn der Schweiz. Viele waren noch nie Schlittschuhlaufen. Aus diesem Grund entschieden wir uns als Organisatorinnen mehrere Pinguine als Eislaufhilfe zu mieten, damit sich alle trauten auf die Eisfläche zu gehen und unverletzt eine neue Sportart zu geniessen. Dies war ein Erfolg, denn auf einmal waren alle auf der Eisfläche und hatten viel Spass zusammen. Sie waren sehr stolz darauf, sich eine solche Aktivitäten gewagt zu haben und sich den Raum anzueignen. Die Zeit ging sehr schnell vorbei und alle wollten noch länger bleiben – so dauerte der Frauennachmittag länger als geplant.

Tanznachmittag und Bildung

Der zweite Frauennachmittag fand im Telli Zentrum in Aarau statt. Die gemeinsame Anfahrt beim ersten Frauennachmittag war in guter Erinnerung. Die Teilnehmerinnen wollten diesmal auch einen Treffpunkt vereinbaren, um gemeinsam anzureisen. Die Organisatorinnen mussten jedoch eine Stunde vorher die Getränke und Snacks einkaufen, so wurde die Stunde genutzt, um sich auszutauschen. Alle trafen sich eine Stunde vor dem geplanten Start am Bahnhof. Die Organisatorinnen gingen mit einigen der Beteiligten einkaufen, so wurde der Zusammenhalt zwischen allen gestärkt und alle fühlten sich miteinbezogen. Zudem wurde der Einkauf bis zum Treffpunkt von allen gemeinsam getragen, darin zeigten sie ihre Solidarität mit den Organisatorinnen. Beim Tanznachmittagssaal angekommen, zogen die Frauen die traditionellen Trachten an und zeigten ihre kulturellen Tanzschritte, sie ermutigten sich gegenseitig diese auszuprobieren.

Spaziergang im Wildpark und Tabus brechen

Der dritte Frauennachmittag fand im Wildpark in Aarau statt. Ursprünglich wollten die Teilnehmerinnen die Schokoladenfabrik Lindt in Rüschlikon besuchen, dieser Plan konnte jedoch aufgrund des fehlenden Budgets für den Eintritt nicht umgesetzt werden. Die Abmachung des gemeinsamen Treffpunktes hat sich bewährt und wieder trafen sich alle am Bahnhof Aarau. Einige Frauen konnten beim Einkaufen mitmachen, während andere sich beim Warten austauschen konnten. An diesem Tag war es sehr heiss und die Organisatorinnen besorgten Obst, Wassermelone und Getränke, damit sich alle beim Spazieren wohl fühlten. Es war schön, dass alle Frauen selbst ihre Hilfe beim Tragen anboten. Bei der Ankunft im Wildpark wurde das organisierte Quiz für Kinder und Erwachsene ausgehändigt, damit sie beim Spazieren die Fragen beantworten konnten. Am Lagerfeuer angekommen, begannen die Organisatorinnen das Feuer für das Grillieren vorzubereiten. Dieser Teil dauerte länger als geplant. Die Organisatorinnen mussten sich aufteilen, um eine Gruppe bei der Diskussion über «Tabus brechen» zu begleiten, während die andere Gruppe noch die Verpflegung vorbereitete. Am Schluss wurde das Quiz aufgelöst und zur Krönung des Nachmittages wurden Glacé als Preis für die Gewinnerinnen spendiert. Der Spaziergang wurde auch wie die vorherige Frauenanlässe mit vierzig bis fünfzig Teilnehmenden gut besucht.

Als Projektleiterin möchte ich mich besonders bei den Mitorganisatorinnen von «Refugee Power Ladies» für die Zusammenarbeit bedanken, denn ohne sie wäre das Projekt nicht zustande gekommen. Weiterer Dank geht an alle Frauen, die in irgendeiner Form, sei es bei der Werbung, Einladung von neuen Teilnehmerinnen, Aushilfe beim Vorbereiten der Nachmittage mitgewirkt haben und ihre Rückmeldungen und Inputs eingebracht haben.

  1. Die beteiligten Personen im Projekt definieren sich als cisgeschlechtlich. ↩︎